Wie die TUI Care Foundation ärmere Länder stärken will
Die TUI Care Foundation finanziere sich vor allem über Spenden von Gästen und Beiträge rund um Buchungen und Ausflüge; der Konzern trage die Sachkosten, stellt der Kuratoriumsvorsitzende Thomas Ellerbeck im Reise vor9 Podcast klar. Ein unabhängiger Vorstand entscheidet über Projekte.
TUI Care Foundation
Lokale Produktion soll, wie hier beim Projekt Field to Fork auf den Kapverden, mit Hilfe der TUI Care Foundation angekurbelt werden
Die Stiftung speist sich vor allem aus Spenden von Kunden – etwa über Buchungen, Ausflüge oder Patenschaften in Hotels, auf Schiffen und im Reisebüro. Institutionelle Partner und öffentliche Mittel kommen hinzu. Der Konzern übernimmt die Sachkosten und öffnet die eigene Infrastruktur, entscheidet aber nicht über Inhalte. "Die Stiftung ist unabhängig", betont Kuratoriumschef Ellerbeck. Ein mehrheitlich extern besetzter Vorstand legt die Projekte fest.
Auswahl und Schwerpunkte
Entscheidend sei, "die Chancen des Tourismus zu nutzen", um Destinationen zu stärken. Die Stiftung fördert Zugang zu Bildung, praxisnahe Ausbildung nach dualem Vorbild, Gründungen und Unternehmertum. Ebenso unterstützt sie Natur- und Artenschutz. Projekte sollen nach Möglichkeit in die Selbstständigkeit übergehen statt dauerhaft gefördert werden zu müssen.
Ein frühes Projekt entstand nach Ellerbecks Worten auf Sansibar – Jahre bevor TUI dort als Veranstalter und Hotelier aktiv wurde. Zero-Waste-Initiativen sammeln und verwerten Glas, es entstehen Gebrauchs- und Kunstobjekte. In Griechenland führte die Beratung lokaler Produzenten zur engeren Kooperation und zur Vermarktung an Hotellerie und Handel. Daraus erwuchs das Projekt "Field to Fork": lokale Produkte werden angebaut, bewässert, mit Solarstrom betrieben und an Hotels und Märkte geliefert. Das Programm sei auch auf die Kapverden übertragen worden, sagt der TUI-Vorstand.
Partner statt Konkurrenz
Die Stiftung arbeitet bewusst mit unterschiedlichen Hotelgruppen und lokalen Akteuren zusammen – auch wenn diese im Markt konkurrieren. "Nachhaltigkeit ist die Lizenz für die Zukunft dieser Branche", erklärt Ellerbeck. Ziel sei es, dass Einheimische spürbar vom Tourismus profitieren und Arbeitsplätze entstehen.
Vor Projektstart stünden Bedarfserhebung und Partnercheck, betont der Kuratoriumsvorsitzende. Erfolge würden mit klaren Kennzahlen belegt – etwa Teilnehmer- und Abschlusszahlen in Bildungsprogrammen oder vergrößerte Aufforstungsflächen wie beim TUI-Wald auf Mallorca. Während der Pandemie unterstützten TUI-Mitarbeiter in einem Mentoring-Netzwerk Kleinstbetriebe in mehreren Ländern beim Neustart.
Overtourism und Dialog
Zu Konflikten in beliebten Zielen sagt Ellerbeck: Die Sorge richte sich oft gegen Folgen wie Wohnraummangel, nicht gegen Tourismus an sich. Organisierter Tourismus mit ausgewiesenen Hotelzonen sei "eher Teil der Lösung". Die Stiftung und der Konzern suchten den Dialog mit Zivilgesellschaft, Verbänden und Politik – etwa auf Mallorca. Chancen sieht er in der Entzerrung der Saison.
Künftig will die Stiftung Gründungen in touristischen Ökosystemen stärker fördern, besonders in den am wenigsten entwickelten Ländern. Gemeinsam mit internationalen Partnern sind Programme in Nordafrika gestartet. Mit Unterstützung von UN-Organisationen und Ministerien soll bis 2030 ein Fonds von mindestens zehn Millionen Euro aufgebaut werden; 5,8 Millionen seien bereits gesichert. Ziel ist es, Perspektiven für junge Menschen zu schaffen – über Ausbildung, erste Jobs und eigene Unternehmen in den Destinationen.
Christian Schmicke
Den Podcast finden Sie hier
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