20. Oktober 2025 | 07:00 Uhr
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Dieser Initiativen bedarf es im Deutschlandtourismus

DTV-Präsident Reinhard Meyer sieht den Deutschlandtourismus nach 496 Millionen Übernachtungen weiter im Aufwind, warnt aber vor Unsicherheiten bei der kommunalen Finanzierung. Im Podcast spricht er über die nationale Tourismusstrategie, das 500-Milliarden-Sondervermögen, das 63-Euro-Deutschlandticket und die gemeinsame Stimme der Verbände.

Sylt Kampen Rotes Kliff

Dem Deutschland-Tourismus geht es, betrachtet man nur die Zahlen, derzeit gut

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"Gehe ich nach den nackten Zahlen, dann geht’s dem Deutschlandtourismus gut", sagt DTV-Präsident Reinhard Meyer im aktuellen Reise vor9 Podcast. 496 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr, Tendenz leicht steigend. Gleichzeitig benennt er die Schwachstelle: die kommunale Finanzierung. Tourismus sei eine freiwillige Aufgabe und stehe "bei sich verschärfenden Haushaltsdebatten als Erstes auf dem Prüfstand".

Nationale Tourismusstrategie

Meyer fordert Tempo bei der nationalen Tourismusstrategie. Sie solle den Wert des Tourismus für Gesellschaft und Wirtschaft klären und konkrete Maßnahmen bündeln. Er ist zuversichtlich, "dass es jetzt erste Papiere vielleicht noch in diesem Jahr gibt" und 2026 ein Kabinettsbeschluss folgen kann. Zentrale Handlungsfelder aus seiner Sicht: Wettbewerbsfähigkeit der Anbieter, Tourismusfinanzierung sowie Infrastruktur und Mobilität.

Mit Blick auf das geplante 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur zeigt sich Meyer enttäuscht, "dass der Tourismus in den Gesetzentwürfen nicht auftauchte". Wichtig sei, dass Länder und Kommunen zusätzliche Bundesmittel tatsächlich zusätzlich einsetzten. Zugleich plädiert er dafür, die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur stabil zu halten – rund ein Fünftel der Mittel komme dem Tourismus zugute.

Deutschlandticket, Akzeptanz und Nutzen vor Ort

Das Deutschlandticket bewertet Meyer als wichtigen Impuls für Freizeitmobilität. Eine Einigung zur Fortführung verhindert aus seiner Sicht den "worst case". Die Erhöhung auf 63 Euro sieht er jedoch kritisch: Befragungen zeigten eine preisliche Schmerzgrenze. Ziel müsse sein, "diese 63 Euro so lange wie möglich zu stabilisieren".

Zum Thema Overtourism: Von "Venedig-Zuständen" sei Deutschland weit entfernt, sagt Meyer. Entscheidend sei, Tourismus ganzheitlich zu denken und Einheimische einzubeziehen. Investitionen in Bäder, Kultur oder Mobilität nützten auch der Bevölkerung. Meyer wirbt für regionale Kooperationen statt Kirchturmdenken: Auf Usedom hätten gemeinsame Projekte wie Gästekarte und ÖPNV-Nutzung auch Orte der "zweiten Reihe" eingebunden.

Wohnraum und Fachkräfte

In Inselregionen verschärft sich der Wohnraummangel. Meyer nennt kommunale Auflagen als Hebel: Auf Sylt seien Hotelgenehmigungen an Mitarbeiterwohnungen gekoppelt. Darüber hinaus gebe es Spielräume in Bebauungsplänen und Förderprogrammen. Beim Personal fordert er bessere Bezahlung, klare Berufswege und gezielte Zuwanderung. Deutschland sei "noch viel zu langsam" bei Visa und Anerkennung ausländischer Abschlüsse; eine Anwerbe-Offensive sei nötig. Zugleich gelte: Weltoffenheit sichern, damit Fachkräfte bleiben.

Meyer sieht zudem weiteren Abstimmungsbedarf zwischen DTV, DRV, Dehoga und weiteren Verbänden. Eine zersplitterte Landschaft erschwere Gehör in Berlin. "Tourismus ist viel, viel mehr als 7 Prozent Mehrwertsteuer", betont er und plädiert für eine gemeinsame Agenda von Incoming, Binnentourismus und Outgoing.

Christian Schmicke

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